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Corporate Carbon Footprint berechnen
Der CO2-Fußabdruck eines Unternehmens, oder auch die Berechnung des Corporate Carbon Footprint, ist das Ergebnis einer CO2-Bilanzierung, die die Umweltauswirkungen eines Unternehmens quantifiziert und die Festlegung von Net-Zero-Zielen ermöglicht. Das Ziel die Erderwärmung auf 1.5-Grad zu begrenzen gilt nämlich auch für Unternehmen. Mit einem Corporate Carbon Footprint können Emissionsquellen eines Unternehmens identifiziert und CO2-Emissionen dadurch gezielt reduziert werden. Die Bilanzierung erfolgt auf Basis der DIN EN ISO 14064-1 oder mit dem Corporate Standard des Greenhouse Gas Protocols (GHG Protocol). Während das GHG Protocol kostenlos verfügbar ist, ist die Zertifizierung nach ISO EN 14064-1 für die Organisationsebene kostenpflichtig.
Das GHG Protokoll deckt im Rahmes des Corporate Carbon Footprint (CCF) die Bilanzierung und Berichterstattung von sieben klimawirksamen Treibhausgasen ab, die unter das Kyoto-Protokoll fallen - Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (HFC), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PCF), Schwefelhexafluorid (SF6) und Stickstofftrifluorid (NF3). Diese werden dann der Einfachheit halber zu einem CO2-Äquivalent umgerechnet und mit ihrem Treibhauspotenzial (GWP) multipliziert. Das GWP (Global Warming Potential) beschreibt, wie stark ein Gas die Atmosphäre erwärmen kann, verglichen mit CO2 über einen Zeitraum von in der Regel 100 Jahren. Methan hat zum Beispiel ein Treibhauspotenzial von 28, d. h. die wärmende Wirkung von Methan ist 28-mal stärker als CO2 über einen Zeitraum von 100 Jahren. Das ist die Berechnung hinter CO2-Äquivalent bzw CO2e.
Der Corporate Carbon Footprint unterteilt sich dann in Scope 1, Scope 2 und Scope 3, wobei Scope 3 optional ist. Die Kategorisierung des GHG Protocols in Scope 1, Scope 2 und Scope 3 hat primär den Zweck, zwischen direkten und indirekten Emissionen zu unterscheiden und zu gewährleisten, dass verschiedene Unternehmen bei der Erfassung von Emissionen die selben Emissionen nicht mehrfach erfassen. Mehr zu Scope 1, Scope 2 und Scope 3 haben wir in diesem Artikel aufgeschrieben.
CO2-Emissionen werden zunehmend durch den Gesetzgeber auf Bundes- und EU-Ebene reguliert und sind dadurch ein Hebel für Unternehmen, um sich zukunftsorientert aufzustellen, als auch unnötige Risiken zu vermeiden. So ist es belegt, dass Unternehmen mit niedrigem Corporate Carbon Footprint krisenfester sind und niedrigere Refinanzierungskosten haben. Banken als Kreditgeber haben schließlich auch ein Interesse daran, ihr Kreditportfolio CO2-reduziert und damit risikoarm umzuschichten.
Ein Corporate Carbon Footprint soll laut GHG-Protocol relevant, vollständig, konsistent, genau und transparent sein.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Berechnung des Corporate Cabon Footprint. Auf diese gehen wir in diesem Beitrag zum Carbon Accounting näher ein. In aller Kürze lässt sich festhalten, dass es zwei Methoden zur Berechnung gibt: ausgabenbasiert (engl. spend-based auch "Top-Down") und aktivitätsbasiert (activity-based oder "Bottom-up"). Vereinzelt kommt auch ein Hybrid aus beiden Methoden zum Einsatz - das hängt immer von der jeweiligen Datenlage ab.
Unser Ansatz bei Multiplye ist es, mithilfe der heute verfügbaren technischen Möglichkeiten, wie z.B. Machine Learning, möglichst schnell möglichst exakte CO2-Emissionen zu berechnen. Unsere Software erübrigt Beraterworkshops und Projektgruppen im eigenen Unternehmen, die über Monate Datenpunkte in mühsamer Detailarbeit zusammentragen. Wenn du dazu Fragen hast, kannst du uns gerne kontaktieren.
Sofern du physische Produkte verkaufst, besteht eine weitere Möglichkeit darin, den Product Carbon Footprint (PCF) deiner Produkte zu berechnen, um diesen dann mit der verkauften Menge hochzurechnen. Dafür brauchst du den CO2-Fußabdruck des Materials, der Produktion, des Transports und schließlich den CO2-Fußabdruck des Versands. Auch hier gibt es etablierte Standards wie die ISO 14067, ISO 14064 oder GHG-Protokoll: Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard. Die Ergebnisse werden in der Regel als absolute Punktwerte angegeben, die theoretisch ähnlich wie Nährwertangaben miteinander verglichen werden könnten. Die bloße Angabe der quantitativen Informationen durch CO2-Etiketten auf den Produkten ist jedoch im Nutzen fraglich, da die Verbraucher im Gegensatz zu Nährstoffen keinen empfohlenen Tages- oder Jahreswert für Treibhausgase haben. Und um damit die CO2-Emissionen des gesamten Unternehmens zu berechnen, fehlen zusätzliche Kategorien und Datenpunkte.
Aus unseren bisherigen Analysen wissen wir, dass 70-90% der Emissionen in Scope 3 anfallen. Scope 3 misst alle indirekten Emissionen, die innerhalb der eigenen Wertschöpfungskette entstehen. Etwa eingekaufte Güter oder Dienstleistungen, Logistik von Waren und Personen, als auch Abfälle und Verpackungen. Dies kannst du nicht immer direkt beeinflussen und damit senken. Es gibt innerhalb der Scope 3-Emissionen diese üblichen Verdächtigen:
Dahinter verstecken sich zumeist Verbrenner-PKW/LKW, sowie Strom und Wärme aus nicht regenerativen Quellen.
Auf den Scope 2, also CO2-Emissionen, die im direkten Einflussbereich des Unternehmens anfallen, entfallen zumeist zwischen 2% und 20% der gesamten Emissionen. Das ist wenig, aber auch einfacher zu senken. Es ist fast immer eingekaufte Wärme und Strom.
Der nächste Schritt besteht darin, CO2-Reduktionsziele festzulegen, um im sinne der Pariser Klimaziele so schnell wie möglich auf Net Zero zu kommen. Die Net-Zero Asset Owner Alliance (NZAOA), ein Zusammenschluss großer Banken, Versicherer und Investoren auf UN-Ebene, hat sich beispielsweise die folgenden Ziele gegeben:
Für einzelne Unternehmen lassen sich Ziele mit Science Based Targets festlegen. Die Science Based Target Initiative ist eine Kollaboration von CDP, United Nations Global Compact, World Resources Institute (WRI) und dem WWF. Der Name ist Programm. Ziele gelten als "wissenschaftlich fundiert", wenn sie mit dem übereinstimmen, was die neueste Klimawissenschaft als notwendig erachtet, um das Pariser Abkommen zu erfüllen: Die Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter 2°C, bestmöglich 1,5°C.
Die FAQ der SBTi findet sich hier.
Die Science based Target-Bedingungen sagen zum Beispiel: Wenn die relevanten Scope-3-Emissionen eines Unternehmens 40 % oder mehr der gesamten Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen ausmachen, ist ein Scope-3-Ziel erforderlich. Insofern qualifizieren sich die Ziele der NZAOA nicht als "science-based".
Jedes Unternehmen, das über die SBTi gehen möchte, kann dies tun. Gerade für große Unternehmen, die ihre "social Licence to operate" sichern wollen, ist es sehr sinnvoll, ihre Emissionen und Reduktionsziele öffentlich zu machen. Dies ist Teil des Stakeholder-Dialogs nach außen. Ebenso sinnvoll ist es, sich in einer Reihe von Dialogplattformen und Initiativen zum Thema Nachhaltigkeit zu engagieren. Dieser offene Austausch bietet eine Basis für gegenseitiges Verständnis und die Chance, gesellschaftliche Akzeptanz für unternehmerische Entscheidungen zu erzielen. Gleichzeitig ist der Dialog eine Quelle für neue Ideen und leistet einen wichtigen Beitrag zum eigenen Innovationsmanagement und Risikomanagement.
Neben der Öffentlichkeit, sind die eigenen Angestellten, Kunden, Geschäftspartner und Zulieferer ebenso Stakeholder, die einbezogen werden sollten. Viele Unternehmen nutzen dafür eine Wesentlichkeitsmatrix. Die Wesentlichkeitsmatrix ("materiality analysis") ist eine visuelle Repräsentation der Themen, die für ein Unternehmen am wichtigsten sind. Sie eignet sich auch als generelles strategisches Instrument, wird aber für Nachhaltigkeitstehmen und insbesondere auch die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN von der Global Reporting Initiatve als Standard gesetzt.
Nach der Identifizierung potenzieller Nachhaltigkeitsthemen, die als direkt relevant für die Wertschöpfungskette eines Unternehmens angesehen werden, werden diese Themen mit zwei verschiedenen Blickwinkeln analysiert. Bei Themen wie der Reduzierung von Plastikverpackungen, Vermögensverteilung oder der Zusammenarbeit mit nachhaltigen Zulieferern muss das Unternehmen also Folgendes bewerten: 1) Wie groß ist das Potenzial jedes Themas, sich positiv oder negativ auf das Unternehmenswachstum, die Kosten oder das Vertrauen auszuwirken, und 2) wie wichtig ist jedes Thema für die Stakeholder. Das Endergebnis ist eine visuelle Darstellung der Themen, die je nach ihrer Bedeutung für den Erfolg des Unternehmens und die Erwartungen der Stakeholder (die sich direkt auf das erste Thema auswirken können) priorisiert werden sollten.
Nestles Wesentlichkeitsmatrix sieht zum Beispiel wie folgt aus:
Unsere Kunden gehen ihre Scope 3-Emissionen wie folgt an:
Die Scope 2-Emissionen, zumeist eingekaufte Wärme und Strom, lässt sich durch eine Tarifumstellung oder ein Wechsel des Strom- und Wärmeanbieters erreichen. Wärme lässt sich nur im Fall von Fernwärme regenerativ umstellen, für Gas ist dies nicht möglich und Kompensation bleibt das Mittel der Wahl. Strom gibt es schon lange aus regenerativen Quellen. Bonuspunkte gibt es für Stromanbieter, die aktiv in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren.
Eine Kontrolle der Maßnahmen ist unumgänglich und lässt sich mit Multiplye einfach bewerkstelligen. Unser Carbon Accounting erfolgt in Echtzeit und ist somit immer auf dem aktuellen Stand.
Autor:
Johannes Fiegenbaum