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Unternehmen in der Klimakrise

In Zukunft wird es mit einem Stromanbieterwechsel oder dem Verzicht auf Kurzstreckenflüge nicht getan sein, weil, zum einen, die direkten Risiken durch Naturkatastrophen weiter steigen und, zum anderen, auch absehbar die indirekten Risiken, sobald die Politik die Dringlichkeit der Klimakrise in entsprechende Gesetze übersetzt. Das Klimapäckchen der Bundesregierung aus dem Herbst 2019 ist hier nur ein zarter Vorgeschmack.

Die Corona-Pandemie hat für viele Unternehmen eines bereits sehr deutlich werden lassen. Die globalen Lieferketten sind nicht auf Resilienz optimiert, sondern auf Effizienz. Fällt ein wichtiger Flughafen aus, oder ein Hafen, geraten viele Unternehmen bereits in Lieferschwierigkeiten. Der Economist hat untersuchen lassen, wie groß das Klimarisiko für die weltweit 340 größten Häfen ist, und herausgefunden, dass 55% des globalen Handels von Häfen abgewickelt werden, die einem hohen Klimarisiko von mindestens einem Krisenereignis wie Waldbrand, Überflutung oder Sturm ausgeliefert sind. 8% sind von mindestens drei möglichen Krisenereignissen bedroht (1). Die Häfen müssten ihre Klimarisiken deutlich aktiver managen, folgert der Economist. Betroffene Unternehmen hingegen müssen im konkreten Krisenfall kurzfristig und in mühsamer Detailarbeit erst Alternativen suchen. Das wird nicht jedem Unternehmen gelingen. Dazu kommt, dass viele produzierende Branchen dazu tendieren, sich in derselben Region anzusiedeln. So wird ein Großteil der Smartphones weltweit in der chinesischen Provinz Guangdong produziert und ein großer Teil europäischer Kleidung wird in Portugal genäht. Je komplexer die Lieferkette, desto höher das Ausfallrisiko. Das gilt insbesondere für die Automobilbranche, für Elektronik und Halbleiter. Zwar haben haben einige Unternehmen inzwischen den Gedanken gefasst, Lieferketten zu verkürzen, den Produktionsstandort näher an den Heimatmarkt zu holen, aber wird das auch ausreichen, um sich gegen Klimarisiken abzusichern?

« 81% von Kopenhagens Bürofläche sind einem Überflutungsrisiko ausgesetzt, in Göteborg sind es 43% und in Dublin 33% »

Während sich das Ausfallrisiko von Flughäfen, Häfen und Wasserstraßen noch recht gut vorhersagen lässt, wird es bei verketteten Ereignissen ungleich schwerer.

So kann ein längerer Stromausfall durch einen Sturm dazu führen, dass schließlich auch das Mobilfunknetz ausfällt, weil der Notstromversorgung wortwörtlich der Saft ausgeht. Dann erreicht das Unwetter auch die Unternehmen, die ursprünglich gar nicht direkt betroffen waren. Während Hurrikan Sandy 2012 in New York tobte, waren Tankstellen in manchen Stadtteilen außer Stande Benzin abzugeben, jedoch nicht, weil sie keines mehr hatten, sondern weil es durch einen Stromausfall technisch nicht möglich war. Umgekehrt brannte im Hauptsitz von Goldman Sachs noch Licht, dank eines Notstromgenerators und einem Wall aus Sandsäcken. Soweit, so gut, könnte man meinen. Jedoch gelangten die Angestellten wegen des Hochwassers gar nicht ins Büro. Immerhin hatte Goldman Sachs einen Plan B und das ist sicher die einfachste Möglichkeit, den möglichen Extremereignissen zu begegnen, sei es für das eigene Büro oder die Lieferkette.
Sandsäcke, Notstromaggregate, intelligente Lagerung über unterschiedliche Geographien, widerstandsfähigere Fabriken oder das Pflanzen von Bäumen, so wie Unilever es um die eigenen Teeplantagen in Kenya macht, um die natürliche Wasserversorgung der Plantagen sicherzustellen (2).

Steigende Risiken - steigende Kosten

Das Zentrum für Risikostudien der Universität Cambridge hat berechnet, dass die Kosten durch Extremwetterereignisse bis 2040 um 20% steigen werden. So können Unternehmen in Chicago mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit damit rechnen, dass sie 20 zusätzliche Tage mit über 25 Grad Celsius im Jahr haben werden, was sich u.a. direkt auf die Produktivität der Angestellten auswirken wird. Gleiches gilt für Europa und ganz besonders für Südeuropa. Die Autoren der Studie ermahnen Unternehmen mit Nachdruck, sich auf die Klimakrise vorzubereiten, ebenso wie auf die bevorstehende Transformation der Wirtschaft (3). Four Twenty Seven, eine auf Klimarisiken spezialisierte Analysefirma, hat ebenso untersucht, welche Extremereignisse die Standorte und Anlagen von Börsen-notierten Unternehmen treffen und treffen werden. So betrifft Wassermangel 30%, Hitze 10% und Überflutungen und Stürme 20%, während der Anstieg des Meeresspiegels in der Analyse 3% betraf. Für Europa ist neben Hitzewellen insbesondere der steigende Meeresspiegel ein Risiko. 81% von Kopenhagens Bürofläche sind einem Überflutungsrisiko ausgesetzt, in Göteborg sind es 43% und Dublin 33%. All diese Städte haben unlängst Programme aufgesetzt, um diesen Risiken mit u.a. zusätzlichen Flutbarrieren zu begegnen (4).

Doch auch indirekte Auswirkungen bedrohen Business-as-usual und damit zukünftigen Geschäftserfolg. Durch die Extremwetterereignisse der vergangenen Jahre rücken Klimarisiken zunehmend in den Fokus des Finanzsektors und damit auch bei der Vergabe von Unternehmenskrediten. Die ING-Gruppe versucht beispielsweise mit einem Bonussystem Unternehmen zur Klimaanpassung zu bewegen. Unternehmen, die anspruchsvolle Nachhaltigkeitsziele verfolgen, werden mit niedrigeren Zinsen belohnt (5). Und das ist keine leere Geste, sondern begründet im höheren Ausfallrisiko für Unternehmen mit hoher Klimakrisenexposition. Ein sicher extremes Beispiel ist The Pacific Gas and Electric, der größte Energieversorger der USA, der 2018 nach den Waldbränden in Kalifornien Gläubigerschutz beantragte, weil die Haftung durch von beschädigten Stromleitungen ausgelösten Waldbränden die Eigenmittel des Unternehmens um ein Vielfaches überstiegen. Die Herausforderung für Banken besteht aktuell darin, solche Risiken möglichst granular einschätzen zu können (6).

« Durch die Klimakrise werden die 100 am stärksten betroffen Unternehmen 43% verlieren und die 100 am wenigsten betroffen Unternehmen bis zu 33% gewinnen »

Transparenz herstellen möchte auch Frankreich, das die eigenen Unternehmen unlängst verpflichtete, das Klimarisiko der eigenen Tätigkeiten zu veröffentlichen. Diesem Beispiel wird die EU wohl folgen und auch von institutionellen Anlegern und ebenso Kunden und Verbrauchern kommt der gleiche Druck. Das Problem ist: Die Unternehmen berechnen ihr eigenes Klimarisiko und so ist es ein leichtes, das Risiko herunterzurechnen oder die eigenen Anpassungschancen groß zu reden. CDP, das Carbon Disclosure Project, hat die selbstgeschriebenen Risikoanalysen von 200 der weltweit größten 500 Unternehmen analysiert und herausgearbeitet, dass die Chancen der Anpassung merkwürdigerweise 7x so hoch waren, wie die Risiken. Die potentiell größten Verluste wies mit deutlichem Abstand der Finanzsektor für sich aus (7), jedoch auch ebenso große Chancen. Einen deutlichen Hinweis, dass die selbst-berechneten Zahlen wohl nicht ganz den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen können, liefern die angenommenen Werte für Risiken und Chancen der Unternehmen, die direkt mit fossilen Rohstoffen wie Kohle arbeiten. Diese gaben die Chancen als fast 6x so hoch wie die Risiken an. Das verwundert doch ein wenig, macht aber deutlich: Es gibt noch viel zu tun.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Gesetzgeber Regeln aufstellen, um den Unternehmen im Interesse der Allgemeinheit auf die Sprünge zu helfen. Das regulatorische Klimarisiko wird deshalb kurzfristig möglicherweise größer sein, als das physische. Eine Steuer auf CO₂ gibt es als Emissionshandel bereits jetzt in der EU. Ebenso hat die Bundesregierung 2019 in ihrem Klimapaket die Einführung einer eigenen CO₂-Steuer für 2021 beschlossen. China wird aller Vorraussicht nach 2021 folgen, ebenso ist eine CO₂-Steuer Teil von Joe Bidens Klimaplan für die USA. Das Umweltbundesamt rechnet mit einen CO2-Preis von 205 Euro/t, um die Klimaziele zu erreichen und empfiehlt eine schrittweise Anhebung vom aktuell geplanten Startsatz von 25 Euro/t, um Unternehmen nicht zu überfordern. Genau an dieser Stelle soll Multiplye eine wichtige Rolle spielen und es Unternehmen ermöglichen, die Kontrolle über die eigenen CO₂-Kosten zu übernehmen, zu agieren, statt nur zu reagieren (9).

Zu den Risiken durch deutlich weitergehende, aber natürlich dringend nötige Klimaregulierung gibt es eine von der UN mitgetragene Studie mit dem vielsagenden Titel The Inevitable Policy Response. Diese prognostiziert das Risiko durch Klimaregulierung am Beispiel des MSCI ACWI-Indeces. So werden die im Index zusammengefassten Unternehmen zwischen 3,1% und 4,5% an Wert verlieren, wobei die 100 am stärksten betroffen Unternehmen 43% verlieren und die 100 am wenigsten betroffen Unternehmen bis zu 33% gewinnen (8). Die Verlierer-Unternehmen sind darin eng verbunden mit Kohle, Gas, Entwaldung, Viehzucht und Verbrennungsmotoren. Teil des MSCI ACWI-Indexes sind jedoch, weil es nun mal ein Fond ist, größere, etablierte Unternehmen, die in einer CO₂-intensiven Vergangenheit groß geworden sind, während kleinere Unternehmen eine sehr große Chance haben, von Klimaregulierung überproportional zu profitieren - wenn sie in der Lage sind, die Chancen zu nutzen.

Die großen Unternehmen versuchen bereits auf verschiedene Weise, ihre CO₂-Exposition zu verringern. Entweder sie verkaufen ihre CO₂-intensivsten Geschäftszweige, so wie EON 2016 Uniper gründete, um sein altes Kohlegeschäft darin auszugliedern (10) oder sie kaufen saubere Geschäfte dazu, so wie BP systematisch Anteile an Windprojekten erwirbt (11). Darüber hinaus ist es für Unternehmen, die sehr viel Strom oder auch Benzin/Diesel verbrauchen, am einfachsten, ihre Stromversorgung auf nachhaltige Stromanbieter und ebenso den Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist DHL, die erst die großen deutschen Autohersteller nach einem Elektrotransporter fragten und es nach reihenweisen Absagen selbst erfolgreich in die Hand nahmen (12). Das gleiche macht Amazon, das mit der Bestellung von 100.000 Kleinlastern in eine eigene elektrische Lieferflotte investiert (13).

Um Startups und Neugründungen nicht ganz das Feld zu überlassen, sind viele etablierte Unternehmen dazu übergegangen, in neue CO₂-freie Innovationen und Produkte zu investieren. Dies ist der Weg mit den größten Herausforderungen, weil es nicht einfach mit dem Scheckheft über den Zukauf oder Verkauf von Dienstleistern oder Leistungen lösbar ist, sondern Innovationen im eigenen Unternehmen erfordert. Die Investitionen dieser Unternehmen in CO₂-Technologie erhöhte sich zwar von 2015/2016 bis 2017/2018 um 51% (14). Die Finanzierungslücke, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, bleibt aber riesig. Billionen werden benötigt. Hier braucht es Erdrutsch-artige Umverteilungen, die wir auch mit Multiplye unterstützen wollen. Denn viel Kapital wird von Banken noch immer klimaschädlich angelegt und dadurch auf Dauer 1,5 Grad-konformen Projekten vorenthalten. Vertrag ist Vertrag.

Ohne die Altlasten etablierter, großer Unternehmen, ist es für KMU einfacher, sich CO₂-neutral aufzustellen, allen ist jedoch eines gemeinsam: Ohne Daten zur CO₂-Entstehung geht es nicht. An welcher Stelle, zu welchem Zeitpunkt fällt CO₂ an und wie kann es vermieden werden? Bisher sind diese Daten über spezialisierte Unternehmensberatungen und deren Audits zugänglich, stehen jedoch an der Schwelle zu einer einfachen Handelsware zu werden. Einzig, es fehlt die Personalisierung.

Wir haben uns mit Multiplye deshalb dazu entschieden, eine CO₂-Analyse mit einem Geschäftskonto an die Unternehmensumsätze zu koppeln, spiegelbildlich zur CO₂-Steuer, die ebenso Kapital mit CO₂ in Relation setzt. Dadurch erreichen wir zum einen eine einfache Lesbarkeit im gewohnten Banking-Interface, zum anderen eine Personalisierung der Daten. #rebuildbetter

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Autor:

Johannes Fiegenbaum

#racetozero

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